Die Skulpturen von Thomas Röthel entstehen aus einer säulenförmigen Urform aus massivem Stahl. Durch Faltungen, Schnitte, Biegungen und Drehungen werden Stahlskulpturen erschaffen, die der Schwerkraft zu trotzen scheinen. In den Entstehungsprozessen sind Korrekturen ausgeschlossen, umso sorgfältiger und planvoller ist das Vorgehen des Künstlers. Keine Arbeit von Röthel gleicht einer anderen, jede ist ein Unikat.
Röthels Stahlskulpturen gestalten den Raum – ganz gleich, ob dies nun ein geschlossener Raum, ein Gebäudekomplex oder die Natur ist. Seine im Moment der Auflösung verewigte Kunst erzeugt spannungsvolle Blickwinkel und Aktionsfelder, die ihr Umfeld neu definieren.
Im Jahr 2014 begann Röthel zudem auch mit Papier zu arbeiten. Das mehrfach geschichtete, weiße Büttenpapier wird mit enormer Krafteinwirkung bearbeitet. Derselbe Stahl, hier zB. in der Form eines schweren Schmiedehammers, aus dem die nach Leichtigkeit strebenden Skulpturen entstehen, fügt auf denn ersten Blick dem Papier schwere Wunden zu. Das getroffenen Papier wird nahezu pulverisiert, es weist Durchbrüche, Schrammen und Abdrücke auf. Raue Bruchkanten umgeben die tiefen Löcher, die das Innerste der Werke freizulegen scheinen.
So strahlen die Papierarbeiten Verletzlichkeit aus, und doch ist es erst die Krafteinwirkung, durch welche die Papierschichten zu einer Einheit verschmelzen und eine Verbindung miteinander eingehen. Gedanken an die zerstörerische Kraft des Stahls, an Destruktion und Zerstörung stellen sich nicht ein. Im Gegenteil. Ungeachtet der vom Stahl hinterlassene Spuren, wie Furchen und Rost, umgibt diese Arbeiten doch eine Aura von Reinheit und Leichtigkeit, wie etwa Fußspuren im Schnee, Teichrosen auf dem Wasser oder weiße Orchideenblüten.
Thomas Röthel ist in Ansbach geboren und studierte nach einer Ausbildung zum Holzbildhauer an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Als freischaffender Künstler arbeitet er seit 2000 mit dem Material Stahl.