ndem die neueren Arbeiten von Dirk Salz mit dem produktiven Widerspruch zwischen Oberflächenglanz und Tiefe operieren, nehmen sie Stellung in einer ästhetischen Grundsatzfrage. Eine Ästhetik, die davon ausgeht, dass, mit Friedrich Nietzsche gesprochen, „die Welt [...] tief“ ist, „und tiefer als der Tag gedacht“, hat in der nicht-gegenständlichen Malerei der Moderne dazu geführt, dass ihr zugetraut wurde, universale, metaphysische, „kosmische“ Gesetzmäßigkeiten zur Anschauung zu bringen.
Diese Utopien der Moderne haben längst ihre Glaubwürdigkeit verloren. Dass sich im Gegenzug eine postmoderne Ästhetik der makellosen Oberfläche gerade auch im Alltag durchgesetzt hat, prägt in erheblichem Maße unsere Erwartungen an eine künstlerische Bildästhetik. Ob es die Glasfassaden von Bürogebäuden sind, die Metalliclackierung von Autokarosserien, Hochglanzmagazine, LED-Bildschirme oder die Touchscreens der Mobiltelefone: Die makellosen Oberflächen sollen vergessen lassen, was eigentlich „hinter“ ihnen steckt. Das schnelle Abrufen rasch aufeinanderfolgender Informationen in ihrer Oberflächenerscheinung ist ein Signum unserer Alltagsästhetik, die Tiefe per se ausschließt.
(Peter Lodermeyer)