Die aktuellen Arbeiten Antje Hassingers strahlen eine unmittelbare Dynamik aus: Die Gesten sind körperlich spürbar – tangieren die sinnliche Wahrnehmung auf verschiedenen Ebenen. Dabei haben die in vielen Schichten gearbeiteten Ölbilder eine spezifische Eigenart: Sie verströmen bei aller Dynamik eine latente Harmonie, eine große Ruhe. Schon die künstlerische Handlung, die Disziplin der steten Wiederholung, das Übereinanderschichten der Farbe wirkt fast meditativ.
Nun wäre es aber falsch, den Bildern Antje Hassingers eine vornehmlich kontemplative Funktion zu attestieren. Ihre Bilder verstören immer auch, allerdings auf einer anderen Ebene: Sie fordern den Betrachter heraus, indem sie ihn zur Annäherung, zur Berührung stimulieren, und dies vor allem durch ihre auch aus der Distanz sichtbare Materialität. Disharmonisch wirkende Farbsedimente, pastose Schichtung und kräftige Linienspur verlocken hier ebenso wie die fragmentarische Freilegung des Untergrunds. Die offene Komposition weist stets über das Format hinaus und bildet dennoch ein hermetisches Bildgefüge.
(Barbara Becker)