Die Malereien von Andrea Behn sind Arbeiten auf Papier, die in einem – vordergründig betrachtet – nur handwerklichen Akt auf eine Leinwand aufgezogen werden. Dass nicht direkt auf die Leinwand gearbeitet wird, ermöglicht einen für diese Bildformate ungewöhnlichen Umgang mit der Farbe, deren Auftrag in bis zu 100 einander überlagernden Schichten von keinerlei Textur des Bildgrundes beeinflusst ist. Die Acrylfarben sind in unterschiedlichen feinen Lasuren aufgetragen, die einander in gleicher Weise verdecken wie sichtbar machen und akzentuieren, endlich oszillieren zwischen Setzungen und Zurücknahme: Eine Vielzahl von Strukturen und Farben im Wechselspiel mit dem Licht. Dabei entsteht dieses All Over auf der Bildfläche nicht allein durch den Auftrag von Farbe mit dem Pinsel. Eine Vielzahl von Malmitteln wird eingesetzt, um Farben aufzubringen, und eine ebensolche Vielzahl von Mitteln wird verwendet, um Farben wieder zu entfernen: Eine Art Selbstvergewisserung, Quasi eine Farb-Archäologie, die die tieferen Schichten wieder sichtbar oder doch erahnbar macht, nicht als konturierte Form, aber doch als existent. Und so erhalten zufällige und beabsichtigte Spuren des Malprozesses die gleiche malerische Gültigkeit; das Nicht-Gewollte erweist sich doch als beabsichtigt und wird mit dem Gewollten in den gleichen Rang gesetzt. Es wird ebenso viel gesagt wie verborgen und die „archäologische“ Lust wird im Betrachter geweckt, nicht irgendeinen, sondern den Zwischenton zu entdecken, der das gesamte Bild in Schwingungen versetzt.